Inkontinenzhilfen richtig nutzen |
Unbeschwert leben trotz Blasenschwäche |
Eine schwache Blase ist nicht nur ein medizinisches Problem – oft ziehen sich die Patienten auch aus dem sozialen Leben zurück. |
Noch vor gut 20 Jahren gehörten einfache Zellstoffeinlagen oder Gummihosen zum alltäglichen Standard der Inkontinenzversorgung. Sie fassten nicht nur deutlich weniger Flüssigkeit als moderne Inkontinenzhilfen, sondern waren zum Beispiel auch voluminöser. Wer unter Blasenschwäche litt, konnte sein Problem nur schwer vor Dritten – etwa im Berufsleben – verbergen. Dass den Patienten heute zuverlässigere und diskretere Hilfsmittel zur Verfügung stehen, ist den Forschungsanstrengungen der Hersteller zu verdanken. Und die stoßen mit ihren Produkten auf eine wachsende Nachfrage. |
Über vier Millionen Betroffene |
Fast vier Millionen Menschen in Deutschland sind wegen ihrer Blasenschwäche in ärztlicher Behandlung – hinzu kommt vermutlich eine hohe Dunkelziffer. Allein für die Altersgruppe der über 65-Jährigen rechnet die Gesellschaft für (GIH) mit einem Anstieg von derzeit 2,1 Millionen Betroffenen auf rund 2,4 Millionen im Jahr 2010. |
Mehr Komfort durch moderne Materialien |
Worin liegt das technische Geheimnis der modernen Inkontinenzhilfen? Den entscheidenden Fortschritt brachte die Einführung der Superabsorber-Materialien in den 80er Jahren. Das sind kleine Kristalle, die bei Kontakt mit Flüssigkeit ein Gel bilden – und so den Urin binden. Einfach gesagt: Die Superabsorber-Technik macht Wasser "schnittfest". Hinzu kam eine Reihe von Verbesserungen im Detail: Die Inkontinenzhilfen passen sich heute besser der anatomischen Form an, das Oberflächenvlies aus Polypropylen sorgt für trockenere Haut und vermittelt oft das Gefühl, normale Unterwäsche zu tragen. Außerdem wurden die Materialien dünner, knisterärmer und atmungsaktiver. |
Wie profitieren Sie am meisten von diesen Produktvorteilen? Neben der Fachberatung in der Apotheke sollten Sie an folgende Punkte denken. |
Das richtige Produkt finden: |
Heute gibt es Inkontinenzhilfen für jeden Grad von Blasenschwäche und praktisch alle Ansprüche – auch für jüngere und beruflich aktive Menschen. Grob unterteilen lassen sich die Produkte in Ein- bzw. Vorlagen und Hosen. Inzwischen sind aber auch "Zwitter" erhältlich, die die Vorteile beider Produkttypen (flexible Handhabung und kompaktes Format einerseits, Sicherheit auch bei starkem Urinverlust andererseits) kombinieren. Um festzustellen, was für Ihr Problem am besten geeignet ist, sollten Sie zunächst den Urinverlust messen. Dazu wiegen Sie eine benutzte Einlage aus (das Ergebnis ist auch eine wichtige Angabe für den Besuch beim Arzt oder Apotheker). Mediziner (und auch die meisten Hersteller von Inkontinenzhilfen) unterscheiden zwischen Tröpfelinkontinenz (bis zu 50 Milliliter Verlust in vier Stunden oder – bei anfallsartigem Harnabgang – pro "Attacke"), leichter Inkontinenz (50 bis 100 Milliliter Verlust), mittlerer Inkontinenz (100 bis 250 Milliliter Verlust) und schwerer Inkontinenz (mehr als 250 Milliliter Verlust in vier Stunden). |
Die passende Form wählen: |
Inkontinenzhilfen müssen nicht nur ein ausreichend großes Fassungsvermögen haben, sondern auch gut passen. Männer brauchen manchmal andere Vorlagen als Frauen (so gibt es beispielsweise für männliche Patienten mit leichter Inkontinenz spezielle Penis-Futterale). Bei Inkontinenzhosen müssen Sie den Hüft- und Bauchumfang berücksichtigen. |
Richtig anlegen: |
Geöffnete Vorlage oder Hose von vorn nach hinten durch den Schritt ziehen, lautet die Grundregel. So vermeiden Sie Infektionen im Genitalbereich. Vorlagen vor dem Kleben etwas zu den Rändern hinziehen – das verbessert die Passform und den Auslaufschutz. Falls Sie Inkontinenzhosen verwenden, die mit Klebestreifen fixiert werden, sollten Sie den Slip zum Schluss (im Stehen) etwas hochziehen, damit er eng am Körper anliegt. |
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